Gemüsekooperative Rote Beete eG
Die Basisdemokratin
Gemüsekooperative Rote Beete eG
Taucha
Seit 2012 gibt es in Taucha, im Nordosten Leipzigs die Gemüsekooperative Rote Beete. Eine eingetragene Genossenschaft ist sie erst seit 2018. Initiiert von mehreren ausgebildeten Gärtner*innen eines gemeinschaftlichen Wohnprojekts, steht bis heute das Streben nach Konsens und möglichst hierarchiefreien, selbstverwalteten Organisationsstrukturen im Mittelpunkt. Dieser Idealismus macht sie besonders: die Basisdemokratin!
01:19 – Wo sind wir hier eigentlich und wer bist du?
02:05 – Wie ist die Rote Beete 2011 entstanden?
03:15 – Bis zur Gründung der Genossenschaft (Eintragung 2018) hat es dann aber noch gedauert. Wieso und wieso überhaupt eine Genossenschaft?
05:09 – Habt ihr euch im Gründungsprozess von anderen Solawi-Genossenschaften Unterstützung geholt?
06:38 – Wie wichtig ist es für euch, eine Genossenschaft zu sein? Auf der Homepage findet man zum Genossenschaftsthema fast nichts.
07:50 – Ihr habt eine Art “Binnenvertrag” geschlossen, in dem ihr versucht, interne Angelegenheiten zu regeln, die der Genossenschaftsrahmen nicht abdeckt.
09:26 – Alle sechs Wochen findet das Koop-Cafe für alle Mitglieder statt, in dem das Konsensprinzip bzw. ein 3-stufiges Entscheidungsverfahren gilt. Wie funktioniert das?
11:29 – Wie groß ist euer Betrieb, was baut ihr dort an, liefert ihr rund ums Jahr und kauft ihr zu?
12:25 – Wie viel Mitgliedshaushalte beliefert ihr?
13:21 – Wer bekommt in der Roten Beete ein Gehalt? Wie geht ihr mit dem Spannungsfeld Ehrenamt und Hauptamt um?
14:18 – Wie sehen bei euch die Gemüse-Abholstellen aus? Welche besondere Verantwortung haben die Verteilstellen?
16:18 – Wie kommt das Gemüse vom Betrieb in die Verteilstationen?
16:55 – Wie funktioniert eure Bietrunde?
18:40 – Funktioniert die Solidarität bei euch – im dem Sinne, dass einige auch ein ganzes Stück mehr zahlen und andere, die sie in Anspruch nehmen, auch mal für eine Saison weniger zahlen zu müssen?
19:30 – Gibt es verpflichtende Arbeitseinsätze?
21:21 – Ihr habt eine Warteliste. Was sind eure diesbezüglichen Pläne? Weiteres Wachstum?
23:39 – Neben der weiteren Konsolidierung des Betriebs, gibt es weitere Zukunftspläne?
24:55 – Was ist euer Spezialwissen? Mit welchen Fragen sollte man sich an Euch wenden?
Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören auf unserer Website. Außerdem auch auf Spotify und iTunes oder mit diesem RSS-Feed in jedem beliebigen Podcatcher!
Zusätzliche Infos/Medien/Highlights
Hier findet man die individuellen Angaben von sechs (!) Leipziger SoLaWis zu zentralen Merkmalen des Konzepts Solidarische Landwirtschaft:
Grundsätze Leipziger SoLaWis
Von Anfang an ist klar: Hier in Sehlis bei Leipzig, wo 2011 eine Handvoll Menschen ein neues Kommunen-Projekt gründen, soll auch eine solidarische Landwirtschaft entstehen. Für den Eigenbedarf und darüber hinaus auch für andere – selbstorganisiert, solidarisch und ökologisch.
Heute baut ein sechsköpfiges Gärtner*innenteam auf 8 Hektar, davon etwa die Hälfte im Eigentum, rund 60 Kulturen an und versorgt damit knapp 200 Haushalte in und um Leipzig. Trotz Warteliste und einigen Flächenangeboten: Viel größer möchte die Rote Beete nicht werden. Lieber kooperiert sie mit den anderen Leipziger Initiativen, wie z.B. KoLa Leipzig. Dass die Rote Beete ihre derzeitige Größe stabil halten will, hat gute Gründe: Die Gemeinschaft ist so noch relativ gut überschaubar und das ist zentral, denn der wichtigste Grundpfeiler ist das verlässliche Engagement der Mitglieder auf dem Acker und in der basisdemokratischen Struktur. Die Mitglieder verpflichten sich mindestens 3 Tage im Jahr mitzuarbeiten. Damit unterstützen sie regelmäßig die Gärtner*innen, die einzigen angestellten Mitarbeiter. Bei den meisten anderen Solawi-Genossenschaften ist Pflicht-Mitarbeit dagegen unüblich. Die Verteilstationen in der Stadt, zu denen das Gemüse, nicht individuell vorgepackt, einmal wöchentlich geliefert wird, sind wiederum kleine Organisationseinheiten mit klaren Aufgaben. Unter anderem sind sie abwechselnd dafür verantwortlich, das sogenannte Koop-Café zu organisieren, das etwa alle sechs Wochen stattfindet.
Beim Koop-Café kommen die Mitglieder freiwillig zusammen, tauschen sich aus und diskutieren alle wichtigen Belange der Kooperative. Die Themen werden jeweils zwei Wochen vorher bekannt gegeben. Das Besondere: Hier gilt das Konsensprinzip – das heißt nicht die Mehrheit, sondern alle müssen dafür stimmen, sonst ist der Vorschlag nicht angenommen. Basisdemokratie ist das Ideal der Roten Beete – damit der Entscheidungsprozess aber nicht durch einzelne Personen dauerhaft blockiert werden können, gibt es bei Bedarf ein dreistufiges Entscheidungsverfahren.
Auf dem Papier war die Rote Beete viele Jahre ein Einzelunternehmen – unkompliziert bei der Gründung. Aber die Idee, das Land zu vergemeinschaften war von Anfang an das Ziel, um Verantwortung, Haftung und Risiko auch rechtlich gemeinsam zu tragen. Dies gelingt 2017 mit der Genossenschaftsgründung – formell hat die Rote Beete seitdem drei Vorstands- und mehrere Aufsichtsratsmitglieder mit besonderer Verantwortung. Doch die wollen und sollen ihre Ämter so ausüben, dass sie ihre Verwaltungsaufgaben transparent erledigen und die Ergebnisse aus den Koop-Café quasi als bindend angesehen werden. Die interne Arbeitsstruktur braucht nach wie vor viel Pflege, Abstimmung und immer wieder neue Energie um den Ansprüchen an breite und lebhafte Beteiligung aller Genoss*innen gerecht zu werden.
Steckbrief
Stand: Q1/2020
Sitz | An der Schmiede 4 / 04425 Sehlis/Taucha |
Kontakt | vorstand@rotebeete.de / www.rotebeete.org |
Gründungsjahr | 2017 als eG, seit 2012 als Solawi |
Organe | Vorstand mit derzeit 3 Vorständen, Aufsichtsrat und Generalversammlung. Binnenvertrag, in dem Struktur und Entscheidungsverfahren festgelegt sind: KoopCafé alle 6 Wochen für alle Mitglieder als höchstes Entscheidungsgremium der Kooperative. Entscheidungen werden in einem dreistufigen Konsensverfahren getroffen. Mehrstufige Bieterrunde als wichtiges Strukturelement. |
Mitgliedschaft | 1 Geschäftsanteil zu 50,- €. 3 Monate Kündigungsfrist zum Ende des Geschäftsjahres oder während des Geschäftsjahres mit Nachrücker (Übertragung). |
Satzung | Satzung aktuell nur im Mitgliederbereich verfügbar |
Prüfungsverband | Prüfungsverband der kleinen und mittelständischen Genossenschaften e.V., Berlin |
Mitglieder mit Ernteanteilen | 190 Ernteanteile, 300 Mitglieder |
Optimale Grösse | Das fragen wir uns auch. |
Mitarbeiter*innen | 6 Mitarbeiter*innen mit 3,5 Vollzeitäquivalenten, davon ca. 2 im Gemüsebau, 0,5 in der Logistik. 1 in Kommunikation und Buchhaltung. |
Betriebszweige, Betriebsstätten und Beteiligungen | Gartenbau und ein wenig Obstbau. |
Anbauflächen | 9 ha, davon 4,5 ha im Eigentum und 4,5 in Pacht. 0,6 ha im geschützten Anbau, 0,5 ha Streuobstwiese. |
Anbau | Ökologisch ohne Öko-Zertifizierung, Anbau mit Fruchfolge, Kompostwirtschaft, Mulchen, Blüh- und Heckenstreifen und ohne chemische Pflanzenschutzmittel oder Dünger. Keine eigene Jungpflanzenaufzucht. Etwa 50 Kulturen mit ca. 70 Sorten. |
Versorgungszeitraum | Ganzjährig (50 Wochen) |
Erzeugnisse | Gemüse, Obst, Sauerkraut. |
Ergänzungen | Keine. Ausschließlich Produkte aus eigenem Anbau. |
Größen und Auswahl | Ein Anteil deckt in der Regel den Wochenbedarf von 2-3 Personen. |
Kosten | Durchschnittliche Produktionskosten je Anteil knapp 90€. |
Verteilung | 1x wöchentlich per Transporter, zum selbst Abwiegen in zehn Verteilstationen. |
Testphase | Keine. |
Kommunikation | Wöchentlicher Rundbrief per E-Mail an alle und als Print in die Verteilstationen. Austausch, Infos und Rezepte im Mitgliederbereich der Website. |
Mitmachen | Arbeitseinsätze auf dem Gemüseacker und dem Büroacker, Gremienarbeit, AGs, Zukunftswochenende. |
Solidarität | Bietrunde mit frei wählbarem Beitrag an Geld und Mitarbeitstagen. Gemüsespenden an politische Initiativen. |
Aktuell größte Herausforderungen | Kooperation mit den Leipziger Solawis und dem Ernährungsrat. |