Eine Arbeitsgemeinschaft des Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V.
Pforzheim Enz
Am Nordrand des Schwarzwalds hat eine Gruppe Engagierter die Solidarregion Pforzheim-Enz ins Leben gerufen. Seit 2017 gibt es Gemüse vom Partnerbetrieb und 2019 wurde aus dem lockeren Zusammenschluss eine Genossenschaft. Neben der Gemüse-Solawi gibt es jetzt auch einen Online-Shop – doch die Spezialität der Genossenschaft ist ihr Fokus auf soziale Themen. So bauen Menschen mit und ohne Behinderung das Gemüse an, der Verteilpunkt wird von Erwerbslosen betreut … sie ist: Die Soziale!
01:25 – Wo sind wir hier und wer seid ihr?
03:55 – Was ist Pforzheim für eine Stadt? Findet ihr dort viele Gleichgesinnte?
05:05 – Welche Funktionen habt ihr beide in der Genossenschaft inne?
08:10 – Wo und durch wen fand eure Initiative ihren Ursprung?
09:40 – Was war eure persönliche Motivation ins Projekt mit einzusteigen?
11:15 – Wie kam es zur Entscheidung eine Genossenschaft zu gründen?
12:50 – Wie groß ist der Verwaltungsaufwand in einer Genossenschaft?
16:10 – Bei der Gründung der Genossenschaft habt ihr (von 100 auf 70) auch einige Mitglieder verloren. Was waren die Gründe?
17:07 – Bei wieviel Ernteanteilen steht ihr aktuell?
19:05 – Habt ihr das Gefühl, dass eine ländliche Umgebung eine solidarische Landwirtschaft weniger attraktiv macht?
20:30 – Es gibt v.a. einen Betrieb mit dem ihr kooperiert. Erzählt mal davon.
23:43 – Der Auenhof (Demeter-zertifiziert) produziert mehr, als ihr mit der Genossenschaft abnehmen könnt. Wie geht es da perspektivisch weiter?
25:18 – 2019 hattet ihr ja auch schon Kontakt zu einem Betrieb, der vor der Aufgabe stand. Um was ging es da?
27:25 – Habt ihr einen Tipp? Wie würdet ihr das nächste Mal an die Aufgabe herangehen, für euch geeigneteFlächen oder einen möglichen Hof zu finden?
32:50 – Wie viele Ernteanteile könntet ihr über den Auenhof theoretisch versorgen?
34:05 – Wie hoch sind die Gesamtkosten eurer Genossenschaft?
37:04 – Wenn jemand bei euch Mitglied werden möchte, wie geht Frau oder Mann da am besten vor?
38:22 – Gibt es eine besondere Anbauphilosophie bei eurem Kooperationsbetrieb Auenhof?
39:14 – Wie viele Sorten baut ihr an?
40:55 – Macht die Genossenschaft eine eigene Anbauplanung mit dem Auenhof?
41:35 – Wie sind eure Erfahrungen mit der Bieterrunde?
44:58 – Seit kurzem habt ihr einen Onlineshop. Wie funktioniert dieser z.B. hinsichtlich Bestellroutinen und Kühlkette? Und wird dieser von den Mitgliedern angenommen?
58:02 – Wer hat den Shop aufgebaut?
59:15 – Ihr organisiert euch in mehreren Arbeitsgruppen. Welche sind das?
61:23 – Thema Partizipation – läuft eigentlich ganz gut bei euch, oder?
62:25 – Gibt es bei euch verpflichtende Arbeitseinsätze?
66:07 – Ihr habt einen Newsletter. Wie funktioniert das?
67:14 – Thema soziale Medien – das ist etwas was ihr angehen wollt?
68:03 – Was müsste Eurer Meinung nach passieren, damit der solidarischen Landwirtschaft der Weg aus der Nische in die Breite der Bevölkerung gelingt?
72:18 – Ihr seid ja jetzt auch schon eine ganze Weile dabei. Was würdet ihr anderen Akteuren raten, die sich jetzt gerade auf den Weg machen, eine eigene Initiative zu gründen?
75:45 – Wo seht ihr die Solidarregion Pforzheim Enz eG in 10 Jahren?
Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören auf unserer Website. Außerdem auch auf Spotify und iTunes oder mit diesem RSS-Feed in jedem beliebigen Podcatcher!
Hier folgen in Kürze Links zu weiterführenden Dokumenten, Videos oder anderen Highlights.
Die erste Solawi-Genossenschaft in Baden-Württemberg ist die Solidarregion Pforzheim-Enz. Ende 2016 setzt sich eine Gruppe engagierter Bürger*innen das Ziel, ein regionales, solidarisches Ernährungsangebot für den gesamten Großraum aufzubauen. Eigene Flächen haben sie nicht, aber schon kurze Zeit später, im Januar 2017 geht der erste wichtige Versorgungsteil an den Start: das Gemüse. Bei der Demeter-zertifizierten Gärtnerei “Auenhof” in Bauschlott, 9 km nördlich von Pforzheim, rennt die Gruppe mit der Idee “Solawi” damals offene Türen ein – und kooperiert bis heute mit der sozialtherapeutischen Einrichtung. Hier wohnen und arbeiten nicht nur ausgebildete Gärtner*innen, sondern auch Sozialtherapeut*innen und Mitarbeiter*innen mit Assistenzbedarf und Behinderung.
Rund 40 Ernteanteile sind im Januar 2017 der Startpunkt. Heute, drei Jahre später, sind es 70. Das Gemüse stammt nach wie vor komplett vom Auenhof und kann wöchentlich an zwei Verteilpunkten abgeholt werden: Direkt in der Gärtnerei und beim Erwerbslosentreff in Pforzheim. Diese beiden Abholorte fungieren auch als sozialer Treffpunkt – es gibt Kaffee und Kuchen und das sorgt für guten Austausch. Solidarität ist ein zentrales Anliegen – die Bietrunde am Anfang des Jahres ist von Anbeginn an fester Bestandteil. Neben dem selbstbestimmten finanziellen Anteil soll sich jedes Mitglied aber auch noch durchschnittlich zwei Stunden im Monat mit eigenen Fähigkeiten und Interessen einbringen. Wer dafür keine Zeit hat, kann sich aber von dieser Verpflichtung befreien – und zahlt stattdessen mehr.
Eine Genossenschaft ist die Solidarregion Pforzheim-Enz aber erst seit der dritten Saison. Bis dahin hatte der Zusammenschluss keine Rechtsform – die Ernteteiler*innen hatten lediglich einzelne Verträge mit dem Auenhof abgeschlossen. Doch um ihrem selbstgesteckten Ziel – nämlich langfristig 1% der Haushalte in der Region zu versorgen – einen Schritt näher zu kommen, war ihnen die Genossenschaftsgründung wichtig. Auch, weil es nicht nur beim Gemüse bleiben sollte. Seit 2019 sind nun eine Schäferei, eine Bäckerei und ein Bauernhof aus der Region Teil der Genossenschaft. Über einen Online-Shop, der von einer Arbeitsgemeinschaft betreut wird, können die Genoss*innen quartalsweise Getreideprodukte, Tee und Kräuter bestellen, außerdem monatsweise Brot und Lammfleisch.
1.000 Genoss*innen und noch einige weitere Erzeuger*innen will die Solidarregion auf lange Sicht vereinen – bisher sind es noch 80. Pforzheim ist zwar keine Stadt mit einer großen “Öko-Community”, aber die Genossenschaft ist zuversichtlich und viele der Mitglieder sind sehr aktiv mit dabei. Die komplette Organisation läuft bisher noch ehrenamtlich. In Zukunft sollen diese Strukturen, ab einer entsprechenden Genossenschaftsgröße, professionalisiert werden.
Stand: Q1/2020
Sitz | Tunnelstraße 33 / 75172 Pforzheim |
Kontakt | kontakt@solawi-pforzheim.de / www.solawi-pforzheim.de |
Gründungsjahr | 2019 |
Organe | Vorstand: mindestens 2 und maximal 3, derzeit 3 Vorstände, die für 2 Jahre gewählt werden. Aufsichtsrat: mindestens 3 und maximal 7, derzeit 7 Mitglieder, die für 3 Jahre gewählt werden. Generalversammlung: 3/4-Quorum für Beschlüsse über Eintrittsgeld und Beiträge. Der „OrgaKreis“ bespricht im 14 Tage-Rhythmus alle laufenden Projekte und ist das Entscheidungsgremium für die Umsetzung unterjähriger Aktivitäten. Von hier aus werden einzelne Arbeitsgruppen initiiert und gesteuert. Er ist offen für alle Genoss*Innen, die Protokolle werden regelmäßig veröffentlicht. |
Mitgliedschaft | Geschäftsanteil zu 150,- €, bei Bedarf zahlbar in monatlichen Raten zu 50 €. Zusätzliche Geschäftsanteile sind möglich, auch als Solidaranteil. Jahresbeitrag von 60,- € pro Haushalt. Kündigung zum Schluss eines Geschäftsjahres mit einer Frist von 2 Jahren, das Mindestkapital beträgt 85% der Geschäftsguthaben. |
Satzung | Satzung |
Prüfungsverband | Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e.V., Stuttgart |
Mitglieder mit Ernteanteilen | 70 |
Optimale Grösse | 1000 |
Mitarbeiter*innen | Die eG hat keine Mitarbeiter. Die Gärtnerei des Auenhofes hat ca. 20 Mitarbeiter, davon 3 Gärtner*innen / Sozialtherapeut*innen und etwa 18 mit Assistenzbedarf für den Gemüseanbau. Logistik und Orga wird ergänzt mit Freiwilligen. |
Betriebszweige, Betriebsstätten und Beteiligungen | Gemüseanbau. Kooperation über Online-Shop mit vier weiteren Erzeugern, die Mitglieder der Genossenschaft sind. |
Anbauflächen | Gärtnerei: Insgesamt ca. 6 ha, davon 5 ha Freiland (Bewirtschaftung zusammen mit einem Viehhalter) mit 2 ha Kleegras und 1 ha im geschützten Anbau. |
Anbau | Gärtnerei: Biologisch-dynamisch nach den Richtlinien des Demeterverbandes. Die Jungpflanzen kommen überwiegend aus der Region, ein kleiner Teil wird selbst gezogen. Das Saatgut für die direkt gesäten der über 40 Kulturen besteht zu 95% aus samenfesten Sorten. Bäckerei: Biologisch-dynamisch nach den Richtlinien des Demeterverbandes. Getreideprodukte und Schäferei: Bioland |
Versorgungszeitraum | Ganzjährig. |
Erzeugnisse | Gemüse. |
Ergänzungen | Online-Shop für den monatlichen Zukauf von Brot und Lammmfleisch und den quartalsweisen Zukauf von Getreide, Mehl, Tee, Kräutern von regionalen Erzeugern |
Größen und Auswahl | Anteil von durchschnittlich 5 kg pro Woche zum selber Abwiegen. |
Kosten | Durchschnittlicher Beitrag von 70 Euro pro Monat. |
Verteilung | Abholung ab Hof oder bei einem Verteilpunkt in der Stadt. |
Testphase | 4 Wochen Schnupperanteil |
Kommunikation | Wöchentlicher Newsletter zum Ernteanteil und anderen Infos, reichhaltige Website. Infoveranstaltungen, Familiennachmittage zusammen mit Kooperationspartnern. |
Mitmachen | Geplante Hofeinsätze am Samstag. Mitmachen im Orga-Kreis und in AGs. |
Solidarität | Bieterrunde für Ernteanteil. SolidarAnteil – zusätzliche Genoschenschaftsanteile können in einen SolidarPool eingelegt werden, aus dem Anfragen für einen SolidarAnteil von Menschen, die sich die Einlage nicht leisten können, bedient werden. Ermäßigter Jahresbeitrag von 20 € pro Jahr und Haushalt. |
Aktuell größte Herausforderungen | Neue Verteilpunkte sind für eine Erweiterung erforderlich. Diese zu finden und zu gestalten ist eine der derzeitigen Herausforderungen. Wir planen, einen kleinen Anteil mit einer geringeren Gemüsevielfalt für kleine Haushalte oder Familien anzubieten. Familien könnten mehrere kleine Anteile beziehen, um von einer geringeren Anzahl an Gemüsen eine größere Menge zu erhalten. |
Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. ist partei- und konfessionsunabhängig und versteht sich als Zusammenschluss von Menschen, die sich dem Gedanken des Humanismus, der Völkerverständigung und den Allgemeinen Menschenrechten verbunden fühlen.
Es duldet daher in diesen Zusammenhängen keine rassistischen, fremdenfeindlichen und andere diskriminierenden oder menschenverachtenden Bestrebungen. Dem widersprechende Handlungen, sowie ein Engagement in Parteien und Organisationen, die zu diesen Zielen im Widerspruch stehen, sind mit einer Mitgliedschaft im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. nicht vereinbar.
Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. distanziert sich daher ausdrücklich von rechten Initiativen und Vereinen, die im Umfeld von Landwirtschaft tätig sind.
Diese Position ist in der Satzung des Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. verankert.
Weiterführende Informationen findest du auf unserer Seite Rechte Tendenzen.
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